Nahtzugaben am Schnittmuster einzeichnen

Du hast es bestimmt schon gemerkt, dass manche Schnittersteller ihre Schnittmuster inklusive Nahtzugabe anbieten und manche ohne Nahtzugaben.
Beide Optionen haben ihre Vor- und Nachteile.

 

In diesem Beitrag möchte ich dir die Vor- und Nachteile der Nahtzugaben erklären und dir zeigen, worauf du achten solltest, wenn du deine Nahtzugaben selber am Schnittmuster einzeichnest.

Vor- und Nachteile der Nahtzugabe am Schnitt

Schnittmuster inklusive Nahtzugabe

VORTEIL: Du kannst deinen Schnitt auf den Stoff legen und sofort mit dem Zuschnitt beginnen. Es spart einiges an Zeit und du musst nichts mehr nachmessen oder einzeichnen.

NACHTEIL: Bei eventuellen Anpassungen oder Änderungen auf dem Schnittmuster musst du die Nahtzugaben wieder entfernen. Deine Maße wären sonst nicht korrekt.

 

Hinzu kommt, dass du die Breite der Nahtzugaben nicht selber bestimmen kannst. Diese sind vom Hersteller vorgegeben.

Schnittmuster ohne Nahtzugabe

VORTEIL: Notwendige Änderungen kannst du sofort durchführen und später die Größe deiner Nahtzugabe selber bestimmen. Je nachdem, wie dein Stoff sich verhält, kannst du diese entweder breiter oder schmaler zeichnen. Du kannst bei der Breite der Nahtzugaben deine Vorlieben berücksihtigen.

NACHTEIL: Du benötigst mehr Zeit bei den Vorbereitungen, um die Nahtzugaben zu messen und einzuzeichnen. 

Du siehst, beide Methoden haben ihre guten und schlechten Seiten. Und jeder, der näht, hat da seine Vorlieben.

 

Wenn ich einen Schnitt habe, den ich öfter nähe und weiß, dass ich daran keine Änderungen mehr vornehmen brauche, habe ich die Nahtzugaben gerne direkt auf dem Schnittmuster. So spare ich Zeit und muss mir nicht jedes Mal die Arbeit machen, um die Nahtzugaben am Stoff einzuzeichnen.

 

Da die Nahtzugaben nach dem Nähen in verschiedene Richtungen gelegt und gebügelt werden, sollte der Stoff an dieses Stellen auch so passen, dass alle Kanten eingefasst werden.
Würdest du alle Ecken einfach gerade abschneiden, kann es passieren, dass ein Stück der Nahtzugabe nicht mit eingefasst wird. Diese Stelle kann später ausfransen oder hat nicht den nötigen Halt in der Naht.

 

Ich zeige dir, wie du die Nahtzugaben ganz ohne viel Grübeln und Nachdenken auf einen Schnitt einzeichnen kannst.

Dazu benutze ich eine kleine Schnittmuster- Vorlage. Die Nahtzugaben sind in rosa eingezeichnet und die Nahtlinie ist schwarz.

Nahtzugaben einzeichnen - am Schnitt ohne Abnäher

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Zeichne zuerst die Nahtzugabe in der gewünschten Breite an dein Schnittmuster. 

Schneide den Schnitt grob aus, da du das Papier noch an einigen Stellen benötigst.

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Klappe die Nahtzugabe der Schulternaht und der Seitennaht um. So, wie du das auch am fertigen Kleidungsstück machen würdest.

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Schneide die Rundungen am Hals- und Armausschnitt aus.

Die Nahtzugaben an der Schulter- und Seitennaht bleiben dabei umgeklappt.

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Schlage die umgeklappten Nahtzugaben wieder auf und schneide die Schulter-, Seiten- und Saumlinie normal aus.

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Die fertige Nahtzugabe ist hier gestrichelt markiert.

 

Du kannst erkennen, dass sich an einigen Stellen kleine Ecken gebildet haben. Diese Ecken brauchst du, um genug Stoff zum einfassen in den Nähten zu haben.

Nahtzugabe einzeichnen - am Brustabnäher

Hast du ein Schnittmuster mit einem Abnäher, benötigt diese Stelle eine besondere Nahtzugabe. Wenn du hier zu wenig Stoff dazugibst, wird der Abnäher nicht richtig in der Naht eingefasst.

Die restliche Nahtzugabe wird genauso eingezeichnet, wie in der oberen Erklärung.

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Zeichne die Nahtzugabe ein, wie in der oberen Beschreibung, schneide den Schnitt grob aus und schneide den Halsausschnitt aus.

 

Markiere die Mitte am Brustabnäher mit einer Linie.

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Klappe die Nahtzugabe an der Schulterlinie um und schneide den Halsausschnitt aus.

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Falte den Abnäher an der Mittellinie und klappe ihn entweder nach oben oder nach unten. (Hier gibt es keine festen Vorgaben, in welche Richtung der Abnäher gelegt wird. Du kannst das nach deinen Vorlieben entscheiden.)

Ich klappe ihn nach oben.

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Halte den Abnäher geschlossen und schneide die Seitennaht aus.
Achte darauf, dass die Seitenlinie einen geraden Verlauf am Abnäher hat und keine Ecke entsteht.

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An der gestrichelten Nahtzugabe kannst du gut erkennen, dass sich am Abnäher eine Ecke gebildet hat.
Diese brauchst du beim Nähen, damit die Nahtzugabe komplett in der Naht eingenäht wird.

Nahtzugabe einzeichnen - am Ärmel

Am Ärmel gibt es zwei Besonderheiten, die du bei der Nahtzugabe beachten solltest.

Am Saum hast du entweder einen einfachen Einschlag oder einen doppelten.

Überlege vorher, wie du den Saum umschlagen möchtest. Dadurch verändert sich natürlich auch die Breite der Saumzugabe.

An der gestrichelten Nahtzugabe kannst du gut erkennen, dass sich am Abnäher eine Ecke gebildet hat. Diese brauchst du beim Nähen, damit die Nahtzugabe in der Naht landet.

Zeichne die notwendige Nahtzugabe rundherum am Ärmel an.

Am Saum misst du entweder einen einfachen Umschlag von z.B. 2,5 cm oder einen doppelten mit z.B. 5 cm.

An der gestrichelten Nahtzugabe kannst du gut erkennen, dass sich am Abnäher eine Ecke gebildet hat. Diese brauchst du beim Nähen, damit die Nahtzugabe in der Naht landet.

Klappe die Nahtzugabe an den Seitennähten um und schneide die Ärmelkugel aus.

An der gestrichelten Nahtzugabe kannst du gut erkennen, dass sich am Abnäher eine Ecke gebildet hat. Diese brauchst du beim Nähen, damit die Nahtzugabe in der Naht landet.

Schlage die Seiten wieder auf und klappe die Saumzugabe ein. 

Entweder einmal oder doppelt.

Schneide die Seitenlinien des Ärmels aus.

An der gestrichelten Nahtzugabe kannst du gut erkennen, dass sich am Abnäher eine Ecke gebildet hat. Diese brauchst du beim Nähen, damit die Nahtzugabe in der Naht landet.

Fertig ist die Nahtzugabe am Ärmel.

Auch am Ärmel entstehen kleine Ecken. die du für ein sauberes Einfassen in den Nähten benötigst.

Du siehst, es ist gar nicht so schwer und du brauchst deinen Schnitt nur etwas umklappen, um zu erkennen, wo die Nahtzugabe eine zusätzliche Ecke braucht.

 

Auf dem unteren Bild kannst du erkennen, welche Ecken an der Nahtzugabe besonders wichtig sind, damit alles in der Naht eingefasst wird.

An der gestrichelten Nahtzugabe kannst du gut erkennen, dass sich am Abnäher eine Ecke gebildet hat. Diese brauchst du beim Nähen, damit die Nahtzugabe in der Naht landet.

Wie du Nahtzugaben versäubern kannst und dein Kleidungsstück damit hochwertiger erscheinen lässt, kannst du in diesem Beitrag aufgeschrieben.

 

Ich hoffe, du kannst in Zukunft problemlos die Nahtzugabe an deinen Schnittmuster einzeichnen und wünsche dir viel Freude bei deinen Nähprojekten.

 

Deine Olga

1 Kommentar zu „Nahtzugaben am Schnittmuster einzeichnen“

  1. Hallo,
    Vielen Dank für die Anleitung. So eine Erklärung habe ich bisher noch nirgendwo gefunden. Eine Frage: gilt diese Erläuterung für Webware oder auch für z.b Jersey. Beim nähen mit der Overlock wir ja nicht so viel umgeklappt oder umgebügelt.
    Viele Grüße
    Mareen

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