7 einfache Schritte, wie du mit einem Probemodell Kleidung nähst, die wirklich passt

Hast du auch manchmal den Wunsch, das fertig genähte Kleidungsstück so schnell, wie möglich in den Händen zu halten und gleich auszuführen zu können?
In der Realität nimmt Nähen allerdings viel Zeit in Anspruch.

Wie ärgerlich ist es deshalb, wenn du deine Zeit in ein Nähprojekt investierst und es am Ende nicht deinen Vorstellungen entspricht.

Um eine Enttäuschung bei der Passform und der Optik zu vermeiden, empfehle ich dir ein Probemodell zu nähen.
Glaube mir, es lohnt sich wirklich, etwas zusätzliche Zeit dafür zu investieren, um den Schnitt auf die eigenen Bedürfnisse anzupassen.

Welchen Nutzen hat ein Probemodell?

  • Du kannst vorher kontrollieren, ob du mit dem Design und der Passform zufrieden bist
  • Du kannst die Passform prüfen und notwendige Änderungen auf dein Schnittmuster übertragen. So kannst du dich absichern, dass das gewünschte Modell später auch wirklich gut sitzt.
  • Dir über die Position der einzelnen Elemente klarwerden, wie Taschen, Taillennaht, Länge etc.
  • Dich davor schützen, ein Kleidungsstück zu nähen, das du später nicht trägst
  • Das Nähen macht wieder mehr Freude

In diesem Artikel zeige ich dir 7 einfache Schritte, die du beim Probemodell anwenden solltest, um Kleidung zu nähen, in der du dich garantiert wohl fühlst.

1. Schritt: Entscheide, ob du ein Probemodell benötigst

Wann solltest du ein Probemodell nähen?

  • Bei einem neuen Schnittmuster, das du noch nicht kennst. Es ist unmöglich allein mit deinen Körpermaßen eine perfekte Passform deines Kleidungsstücks zu erreichen. Eine Anprobe zeigt Passformfehler auf, die korrigiert werden können. Vor allem bei aufwendigen Kleidungsstücken, wie Mantel, Kleid, Hose u.s.w.
  • Wenn du unsicher bei der Modellwahl bist. Ein Probemodell kann dir aufzeigen, ob dir die Passform gefällt und du dich darin wohl fühlst.
  • Wenn du Änderungen am Modell vornehmen möchtest. Am Probemodell kannst du diese Änderungen ausprobieren und die Optik beurteilen.
  • Wenn du deine Schnittmuster selber erstellst oder es gerade lernst. So kannst du die Passform prüfen und deinen Schnitt noch besser an deine Figur anpassen.
  • Wenn deine Figur Besonderheiten aufweist, die sich von der „Standard- Figur“ der Schnittersteller unterscheidet. Viele Anpassungen lassen sich am fertigen Kleidungsstück nur noch schwer oder gar nicht umsetzen. Durch das Probemodell kannst du Stellen, die eine Anpassung benötigen, besser ausfindig machen und diese auf den Schnitt übertragen.

Wann kannst du auf ein Probemodell verzichten?

  • Wenn du einen Schnitt benutzt, den du schon öfter genäht hast und die Passform kennst.
  • Wenn du ein einfaches Kleidungsstück nähst, bei dem du kleine Anpassungen auch in Nachhinein vornehmen kannst.
  • Wenn deine Figur keine ausgeprägten Besonderheiten aufweist und du kleine Anpassungen mithilfe zusätzlicher Nahtzugaben ausgleichen kannst.
  • Wenn du nach einem Oversize Schnittmuster nähst.
  • Wenn du Kinderkleidung nähst

2. Schritt: Wähle den richtigen Stoff

Wähle für dein Probemodell einen Stoff, der die gleichen Eigenschaften besitzt, wie dein späteres Kleidungsstück.

Verwende dafür am besten einen günstigen Stoff.

 

Für Kleidung aus Webstoffen eignet sich ein Nesselstoff. Das ist ein naturbelassener Stoff aus Baumwolle, der nicht gefärbt ist.

Für Kleidung aus dehnbaren Stoffen eignen sich unifarbene Stoffe, z.B. Jersey.

Du kannst auch alte Bettwäsche oder auch Jersey Bettlaken verwenden, um daraus ein Probemodell zu nähen.
Wähle aber am besten einen hellen Stoff. Darauf kannst du eingezeichneten Linien besser erkennen.

3. Schritt: Kontrolliere deine Maße und wähle die richtige Größe

Wähle anhand deiner Körpermaße und der Maßtabelle am Schnitt die richtige Größe. Diese ist entscheidend für die optimale Passform.

Schon allein durch die Wahl der richtigen Größe kannst du die Passform wesentlich beeinflussen.
Falls du nicht genau weißt, wie du die richtige Größe wählen kannst, kannst das in diesem Artikel nachlesen.
Zusätzlich zu den Angaben in der Maßtabelle, kannst du weitere Körpermaße direkt am Schnittmuster kontrollieren, wie z.B. Längenmaße.
Du kannst auch schon erste Anpassungen vor dem Nähen vornehmen, falls deine Körpermaße von den Maßen am Schnitt abweichen.
In dieser Checkliste kannst du kontrollieren, welche Stellen du vor dem Nähen anpassen kannst.

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Checkliste für Schnittanpassungen vor dem Nähen

4. Schritt: Lasse genug Nahtzugabe

Ein ganz wichtiger Punkt bei einem Probemodell ist die Nahtzugabe.
Hier solltest du unbedingt darauf achten, dass du genug Stoff als Reserve hast!
Mithilfe der Nahtzugabe kannst du z.B. Weite oder Länge direkt am Modell ausgleichen.
Hier ist meine Empfehlung für die Nahtzugaben am Probemodell:

 

tabelle-nahtzugaben-schnittmuster-probemodell-kleidung-naehenpng

5. Schritt: Hefte mit der Hand oder der Nähmaschine

Bei Webstoffen kannst du die Stoffteile entweder mit der Hand heften oder direkt mit der Nähmaschine.
Wähle bei der Nähmaschine den längsten Stich. Das sind in der Regel 4-5 mm. Benutze dein Garn am besten in einer Kontrastfarbe zum Stoff. So kannst du die Nähte später leichter und schneller auftrennen.

Dein Probemodell muss übrigens nicht aufwendig verarbeitet werden.

Auf eine Versäuberung kannst du z.B. verzichten. In erste Linie dient ein Probemodell dazu, die Passform und die Optik zu kontrollieren.
Details wie Belege, Taschen und Futter brauchst du nicht nähen.
Um die Position der Taschen kontrollieren zu können, kannst du diese mit einem gut sichtbaren Stift direkt auf den Stoff aufzeichnen.

 

Dehnbare Stoffe solltest du nicht mit dem Geradstich der Nähmaschine nähen, da die Nähte bei der Anprobe platzen können.

Auch die Overlock ist keine gute Wahl, um ein Probemodell zu heften. Da die Overlock die Nahtzugaben direkt abschneidet, hast du später keinen zusätzlichen Stoff an der Naht für Anpassungen.
Mit einer dehnbaren Naht mit der Nähmaschine bleiben die Nahtzugaben zwar erhalten, aber solche Nähte sind schwer aufzutrennen. Hier ist die Gefahr groß, den Stoff zu beschädigen.

 

Möchtest du dein Kleidungsstück inklusive der Nahtzugaben dennoch erst heften und anprobieren, hast du verschiedene Möglichkeiten.

  • Besitzt du eine Coverlock, kannst du dein Probemodell mit einem Kettstich heften. Diese Naht ist dehnbar und du kannst sie ganz leicht und schnell wieder auftrennen, wenn es notwendig ist.
  • Hast du keine Coverlock, kannst du dein Probemodell auch locker mit der Hand heften. Beachte aber, dass sich die Heftnähte an dehnbaren Stoffen anders verhalten, als die Overlocknähte oder die Nähte für dehnbare Stoffe deiner Nähmaschine.

6. Schritt: Kontrolliere die Passform

Nachdem dein Kleidungsstück geheftet ist, folgt die Anprobe.


Gefällt dir die Länge und die Weite deines Kleidungsstücks?
Fehlt irgendwo Weite, so kannst du z.B. die Seitennähte auftrennen. Durch das Aufklaffen der Nähte kannst du erkennen, wie sich die zusätzliche Weite auf die Passform auswirkt. Überschüssige Weite oder Länge kannst du abstecken.

 
Prüfe den Tragekopfort. Fühlst du dich in deinem Kleidungsstück wohl?
Treten Passformfehler auf, die du beseitigen solltest?


Mit einem Textilstift kannst du notwenige Änderungen direkt auf dem Probemodell einzeichnen.

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7. Schritt: Übertrage die Änderungen auf den Schnitt

Übertrage die Änderungen, die du am Probemodell vorgenommen hast, auf dein Schnittmuster.
Dafür kannst du die einzelnen Schnittteile auf dein Probemodell auflegen, um die Änderungen an der richtigen Stelle zu markieren.


Notiere am besten alle Änderungen separat, um später die Anpassungen nachvollziehen zu können.


Ist dein Schnitt nach den Anpassungen zu sehr „verunstaltet“, kannst du ihn noch einmal neu abzeichnen.
Danach solltest du unbedingt noch ein weiteres Probemodell nähen, um die Auswirkung der vorgenommenen Änderungen zu kontrollieren.

Hast du einen Schnitt erst einmal an deine Figur angepasst, kannst du ihn immer wieder verwenden. So kannst du sicher sein, dass deine genähten Kleidungsstücke wunderbar an deine Figur angepasst sind.
Einen gut angepassten Schnitt kannst du auch verwenden, um das Design verändern. So ist die Gefahr klein, dass du ein Kleidungsstück nähst, dass gar nicht gut sitzt und irgendwo in der Ecke landet.

 

Wie sieht es bei dir aus? Nimmst du dir die Zeit, um ein Probemodell zu nähen?

Hast du schon einmal ein Kleidungsstück genäht und dir gewünscht, dass du vorher ein Probemodell genäht hättest?

Schreibe mir deine Erfahrungen gerne in die Kommentare.

 

 

Ich wünsche dir viel Freude und Erfolg bei deinen Nähprojekten.


Deine Olga

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