Lass uns über unerwartete Probleme sprechen, die beim Nähen auftauchen können.
Vielleicht hast du den ein oder anderen Punkt schon einmal erlebt und warst ratlos, was in dem Fall zu tun ist.
Keine Sorge, du erfährst auch, wie du die einzelnen Schwierigkeiten lösen kannst.
So weißt du ganz genau, wie du beim nächsten Mal vorgehen musst, um die Problematik erst gar nicht aufkommen zu lassen.
Problem 1: Schnittteile sind unterschiedlich lang
Hast du Änderungen am Schnittmuster vorgenommen und festgestellt, dass die Schnittteile nicht mehr zusammen passen?
Hast du z.B. die Länge verändert oder eine Anpassung an deine große Oberweite (FBA) vorgenommen und jetzt ist das Vorder- und Rückenteil unterschiedlich lang?
Oder hast du deinen Halsausschnitt verändert und jetzt passen die Linien der Schulter am Vorder- und Rückenteil nicht mehr zusammen?
Hast du etwas am Schnitt verändert, solltest du unbedingt noch Mal alle Schnitteile miteinander vergleichen.
Mein Tipp: messen, messen, messen!
Wichtig: Alle Seiten, die später zusammengenäht werden, müssen die gleiche Länge haben!
Du kannst sie entweder alle mit dem Maßband nachmessen oder direkt aneinanderlegen, wie sie auch zusammengenäht werden. So kannst du prüfen, ob alles zusammenpasst.
Wenn du einen Brustabnäher hast, dann solltest du ihn zuklappen, um die Seitenlänge mit dem Rückenteil zu vergleichen!
Problem 2: Am Halsausschnitt entsteht eine "Stufe"
Beim Nähen der Schulternaht stellst du fest, dass der Übergang nicht schön aussieht.
Es entsteht eine „Stufe“ zwischen dem Vorder- und Rückenteil.
Dieser Versatz des Stoffes hat eine einfache Ursache:
Die Stoffteile wurden vor dem Nähen falsch ausgerichtet!
Beim Nähen zweier Stoffteile solltest du dich immer an der Stelle orientieren, an der die Naht verläuft.
Lege also nicht die Ecken der Stoffe aneinander, sondern die Stelle, wo die Naht verlaufen wird.
So bekommst du einen schönen sauberen Übergang am Stoff.
Wenn du deine Nahtzugaben selber einzeichnest, kannst du dieses Problem umgehen. Zeichne diese Stelle schon vor dem Nähen richtig ein. Mehr zum Thema Nahtzugaben findest du in DIESEM Beitrag.
Richtest du deine Stoffteile an den Ecken des Halsausschnittes aus, …
…entsteht nach dem Nähen eine unschöne Ecke am Übergang.
Richtest du deine Stoffteile dagegen an der Nahtlinie aus …
… wird der Übergang schön sauber.
Richtest du die Schulter an der Nahtlinie aus, kann es sein, dass der Stoff am Rückenteil etwas länger ist, als am Vorderteil.
Diese Mehrweite dient der Bequemlichkeit am Rücken.
Du kannst den Stoff der Mehrweite beim Nähen einhalten. Das bedeutet, dass der Stoff auf der Strecke verteilt und genäht wird, ohne sichtbare Falten zu erhalten.
• Stecke dazu den Anfang und das Ende der Schulter zusammen, verteile danach der Stoff gleichmäßig und stecke alles mit Stecknadeln fest.
• Nähe die Strecke schön langsam, so dass keine Falten entstehen. Dabei sollte der Stoff, der eingehalten werde soll, unten am Transporteur liegen.
Problem 3: Ärmelkugel ist länger, als der Armausschnitt
Du wolltest sicher gehen, dass wirklich alle Kanten deines Schnittmusters zusammen passen und alles ausgemessen. Dabei hast du festgestellt, dass die Strecke deiner Ärmelkugel länger ist, als der Armausschnitt?
Keine Sorge, das ist meistens so gewollt!
Die Mehrweite am Ärmel ist zum Einhalten des Stoffes gedacht. (Genauso, wie schon oben an der Schulternaht beschrieben.)
Das bedeutet, dass der Stoff am Ärmel beim Einnähen zusammengezogen wird, ohne ersichtliche Falten zu bilden.
In den meisten Fällen wird das bei Kleidung aus nicht dehnbaren Stoffen gemacht und dient dazu, mehr Bewegungsspielraum für dem Arm zu schaffen.
Die Einhalteweite richtet sich nach der Kleidungsart und ist unterschiedlich groß.
Bei dehnbaren Stoffen wird oft gar keine Einhalteweite hinzugegeben. Hier ist die Ärmelkugel oft genauso lang, wie der Armausschnitt.
WICHTIG: Die Ärmelkugel darf NIEMALS kürzer sein, als der Armausschnitt!
Mein Tipp: Miss Rundungen am Schnitt immer mit einem aufgestellten Maßband. So bekommst du ein genaues Ergebnis.
Problem 4: Brustabnäher verlegen
Du hast das Schnittteil des Vorderteils an deinen Körper angelegt und festgestellt, dass der Brustabnäher zu hoch liegt? Deine Brustspitze befindet sich tiefer oder höher, als die Abnäherspitze am Schnittmuster?
In diesem Fall solltest du deinen Abnäher verlegen. Es sieht harmonischer aus, wenn die Abnäherspitze zu deiner Brustspitze zeigt. Dabei muss der Abnäher nicht unbedingt gerade verlaufen, sondern kann eine Neigung enthalten.
In DIESEM Beitrag kannst du nachlesen, wie du mit Abnähern auch Designelemente an der Kleidung erstellen kannst.
Du kannst den Brustabnäher entweder nur an der Spitze verlegen oder parallel zu den vorhandenen Abnäherlinien.
Abnäherspitze verlegen
Markiere die Position deiner Brustspitze am Schnittmuster.
In diesem Beispiel befindet sich dieser Punkt tiefer, als die Abnäherspitze.
Zeichne einen neuen Abnäher direkt bis zur Brustspitze.
Dabei bleiben die Enden des Abnähers an der Seitenlinie unverändert.
Kürze den Abnäher an der Spitze um mindestens 2 cm.
Abnäherspitze parallel verlegen
Zeichne eine neue Linie bis zur Brustspitze, die parallel zur oberen Abnäherlinie verläuft.
Zeichne die untere Linie des neuen Abnähers parallel zur unteren Linie des bestehenden Abnähers.
Gleiche die Seitenlinie passend aus.
Problem 5: Beleg passt nicht zum Ausschnitt
Du hast deinen Halsausschnitt nach deinen Wünschen verändert und nun passt der vorgesehene Beleg nicht mehr dazu? Wie kannst du jetzt deinen Ausschnitt nähen?
Erstelle einfach einen neuen Beleg, der zum Ausschnitt passt!
Zeichne dafür eine Linie im Abstand von min. 4 cm parallel zum Ausschnitt. Das ist dann dein neuer Beleg. HIER findest du eine ausführliche Anleitung dazu.
Ich hoffe, diese Tipps helfen dir weiter, wenn eines der beschriebenen Probleme auftauchen sollte.
Viel Erfolg und vor allem viel Freude bei deinen Nähprojekten.
Deine Olga
Die Nähtips sind super .Ich hatte auch schon mal so einen Vorfall .