Kennst du die Wahrheit über Schnittmuster?
Sie haben NICHT bei jeder Figur eine perfekte Passform!
Das ist meiner Meinung nach das frustrierende am Nähen.
Du kannst den richtigen Stoff und das richtige Schnittmuster aussuchen und das Teil perfekt nähen.
Passt das Kleidungsstück allerdings nicht richtig, wirst du es nie so tragen, wie du es dir ausgemalt hast.
Verstehe mich nicht falsch, ich liebe fertige Schnittmuster und Schnittmusterdesigner. Sie bieten einen großartigen Service! Sie ersparen mir tonnenweise Zeit und Energie, indem sie mir die ganze Arbeit des Schnittmusterentwurfs abnehmen.
Doch die Designer entwerfen die Schnittmuster für eine „durchschnittliche“ Körperform. Sie tun dies, um allen gerecht zu werden. Es liegt dann an uns, ihre „Vorlage“ so anzupassen, dass sie zu unserer Figur passt.
Hier ist ein Beispiel:
Ich plane gerade unsere neue Küche.
Dafür haben Küchenhersteller viele Designbeispiele und auch vorgegebene Küchenschränke entwickelt. Die Schränke haben unterschiedliche Maße und Möglichkeiten der Zusammenstellung. Es wird ein Rahmen vorgegeben, eine Vorlage, sozusagen.
Jetzt liegt es aber an mir, die Küche so zusammenzustellen, dass sie perfekt in den vorgegebenen Raum passt. Ich muss die Maße des Raums berücksichtigen und die Küchenschränke an die Raumgröße anpassen.
Das Gleiche gilt für Schnittmustervorlagen. Du musst den Schnitt ändern, gestalten und anpassen, damit er zu dir und deiner Figur passt!
Der Schnittdesigner hat dir nur eine verkürzte Vorlage gegeben und 90 % der Arbeit erledigt. Es liegt an dir, die 10 % zu vollenden und den Schnitt an deine Körperform anzupassen!
Vorarbeit bei Schnittanpassungen
Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, Schnittmusteranpassungen durchzuführen.
In diesem Artikel erfährst du, in welcher Reihenfolge du vorgehen kannst, um deine Schnitte anzupassen.
Bevor du mit den Anpassungen startest, solltest du natürlich deine Maße kennen.
Falls du diese noch nicht kennst, bitte eine Freundin oder eine andere Person, dir dabei zu helfen. Miss deine Körpermaße und lass dich beim Maßnehmen unterstützen.
Schreibe deine Längen, Breiten und Umfänge auf ein Blatt Papier.
Gehe dabei sorgfältig vor und versuche deine Maße so genau, wie möglich zu ermitteln!
Auswirkung der Schnittanpassungen
Hast du schon einmal eine Anpassung an einem Schnittmuster vorgenommen und dann festgestellt, dass die Veränderung noch etwas Anderes bewirkt hat, woran du gar nicht gedacht hast?
Vielleicht sind nach deiner Anpassung andere Passformprobleme aufgetaucht, mit denen du nicht gerechnet hast.
Schnittanpassungen können einen Dominoeffekt von Problemen auslösen.
Änderst du eine Stelle, kannst du davon ausgehen, dass sich dies auch auf etwas Anderes auswirkt.
Um den Dominoeffekt zu minimieren, gibt es eine Reihenfolge, an der du dich bei Schnittanpassungen orientieren kannst.
Reihenfolge der Schnittanpassungen
Das ist mein Vorschlag, wie du deine Schnittmuster anpassen solltest:
• Länge: von unten nach oben
• Breite: von oben nach unten
Wie das genau aussieht, siehst du unten.
LÄNGE ANPASSEN
Ändere zuerst die Länge deiner Schnittmusterteile!
Das ist einfacher als die Änderung der Weite. Es ist einfacher, weil die Längenmaße in der Regel nicht schwanken, da sie den Knochenbau messen.
Beginne mit dem Anpassen der unteren Saumlänge. Prüfe zuerst, ob die Länge deines Projekts mit deinen Körpermaßen und deinen Vorstellungen übereinstimmt.
Ändere deine Schnittteile dann nach und nach. Kontrolliere die Position deiner Taille, die Brusttiefe, die Tiefe des Armausschnitts.
Die Längenanpassung ist meiner Meinung nach auch einfacher, weil einige Schnittmusterdesigner sogar angeben, wo die Schnittteile verlängert oder gekürzt werden können.
BREITE ANPASSEN
Die Weitenanpassung ist hingegen etwas schwieriger.
Das ist der Punkt, an dem wir alle Probleme bekommen, weil wir versuchen, Rundungen mit flachen Vorlagen „einzupacken“.
Es erinnert mich sehr an das Einpacken von Geschenken. Versuche einmal, ein Kuscheltier als Geschenk zu verpacken, ohne es in eine Schachtel oder Tüte zu stecken.
Das Endergebnis ist dieser seltsam geformte Ball, an dem überall Klebeband klebt, mit dem man versucht hat, die Papierecken zu bändigen.
Wir versuchen das Gleiche mit unseren Schnittmustern. Flaches Papier so zu manipulieren, dass es um unsere Kurven herum passt und glatt aussieht.
Es gibt zu viele Weitenanpassungen, um sie in einem Beitrag aufzuschreiben.
Finde für dich heraus, was bei deiner Figur funktioniert! Dazu musst du vielleicht mehrere Anläufe und Versuche starten.
Auf meinem Blog findest du einige hilfreiche Anpassungen.
HIER die Anpassung für eine große Oberweite (FBA) .
HIER die Anleitung, wie du Schnittmuster zwischen unterschiedlichen Größen anpasst.
Möchtest du dich intensiver mit Schnittanpassungen für deine Figur befassen und die komplette Vorgehensweise der Anpassungen verstehen, dann melde dich zu meinem Onlinekurs „Schnitt Balance“ an.
Meine Empfehlung wäre es, bei Weitenanpassungen zuerst am oberen Rand der Schnittteile zu beginnen.
Bei Oberteilen erst die Schultern, dann die Brust, die Taille und die Hüfte anpassen.
Arbeite dich von oben nach unten vor. Dies ist entscheidend!
Oberteile, wie zum Beispiel Shirts, Hemden oder Kleider, haben ihren Halt an den Schultern.
Sitzen diese Kleidungsstücke an den Schultern nicht richtig, werden sie keine gute Passform haben.
Dasselbe gilt für Hosen oder Röcke, sie haben ihren Halt an der Taille. Hier solltest du mit den Anpassungen an der Taille beginnen und dich dann nach unten vorarbeiten.
Wo auch immer das Kleidungsstück „hängt“, muss der Ausgangspunkt für Weitenanpassung sein!
Wie gehst du bei notwenigen Schnittanpassungen vor? Hast du ein System, nach dem du die Anpassungen vornimmst oder ist es nur ein wildes Ausprobieren?
Schreibe es mir gerne in die Kommentare!
Ich wünsche dir ganz viel Freude und Erfolg bei deinen Nähprojekten und Schnittanpassungen!
Deine Olga